Zurzeit beherrschen drei Ereignisse die Diskussion um die moralischen Grenzen dessen, was der medialen Öffentlichkeit zugemutet bzw. erlaubt werden kann: die spektakuläre Darstellung von Leichenpräparaten, die Zurschaustellung demütigender Mutproben im Fernsehen und der durch das Internet vermittelte Fall von Kannibalismus in beiderlei Einvernehmen. Die drei Phänomene bergen Gemeinsamkeiten, die Fragen nach der Bewertung des freien Willens von Einzelnen und nach der Notwendigkeit der Selbstzensur von Kollektiven aufwerfen. Gunter von Hagen stellt haltbar gemachte Leichen aus, so genannte Plastinate, deren anatomische Strukturen auf künstlich-spielerische Weise freigelegt sind. Die Präparierung erfolgt nicht in erster Linie gemäß üblicher anatomischer Verfahren, sondern vielmehr im Hinblick auf eine anthropomorphe Ästhetisierung. Die Diktatur der zum freien Willen erklärten Bedürfnisse weiterlesen