Kameras auf zwei Beinen

Dass wir im Science Fiction angekommen sind, ist ja fast schon ein alter Hut. Wie das im Alltag aussieht, ist bisweilen unfreiwillig komisch, zum Beispiel Skifahrer, die auf ihren Helmen Kameras montiert haben und dabei wie Marsmenschen aussehen. Ausnahmslos Männer scheinen sich so zum Affen zu machen, wenn gleich sie dabei offensichtlich glauben, bei der Evolution ganz vorne dabei zu sein. Ich habe Leute gesehen, die sich ernsthaft beim Skilaufen mit einem Selfie-Stick selbst filmten. Kein Wunder, dass heute weltweit mehr Menschen beim Erstellen von Selfies sterben als durch Hai-Angriffe. Ja, ich schäme mich dafür, dass mich das eher mit Schadenfreude als mit Mitleid erfüllt. Vielmehr noch beschäftigt mich aber die Frage, wer sich das denn alles anschauen soll? Ich gehöre noch zu der Generation, die von mehr oder weniger weit Gereisten mit Dia-Abenden gequält wurde. Aber die paar Schnappschüsse waren harmlos gegen das, was heute der Durchschnittsbürger an Bild- und Filmmaterialmüll produziert. Kameras auf zwei Beinen weiterlesen

Hunger Säen

Mexikanische Bauern, die sich weigerten, gentechnisch verändertes Saatgut zu verwenden, werden immer häufiger von der Agrarindustrie verklagt, weil die von ihnen produzierten Sorten doch ihre Äcker durchsetzen. Vielleicht ist es der Wind. Es wird aber auch davon ausgegangen, dass die Industrie die Samen absichtlich über die Felder streuen, um die Bauern mit Klagen zum Einlenken und in die Abhängigkeit zu zwingen. So oder so, sie sollen für die ungewollte Verwendung des genmanipulierten Saatgutes zahlen.

Indien wehrt sich gerade erfolgreich dagegen, dass der Großteil des indischen Netzes zum Hoheitsgebiet von Facebook wird. Mit dem Gestus der Entwicklungshilfe versucht Zuckerberg das Netz in entlegene und wenig entwickelte Gebiete zu bringen. Dafür sollen alle ausschließlich und nur noch über das Soziale Netzwerk ins Netz gehen. Ähnlich wie Google versucht Facebook mit solchen Manövern zu dem Netz schlechthin zu werden. Die beiden Konzerne befinden sich im Wettlauf um die bisher noch nicht vernetzte zweite Hälfte der Menschheit in der sogenannten zweiten und dritten Welt. Dabei arbeitet Google mit unbemannten Fesselballons und Facebook mit Drohnen, die von Solarenergie betrieben werden, ununterbrochen in der Luft bleiben und ein allumfassendes Netz aufspannen sollen. Längst haben sie Afrika im Visier. Wenn damit ganze Länder in eine ökonomische Abhängigkeit gezwungen werden, dann ist das nicht weniger als eine neue Form des Kolonialismus. Hunger Säen weiterlesen

Kein Unterbewusstsein

Das Unterbewusste existiert nicht, verdammt noch mal! Aber das moniert ja nicht einmal die Korrekturfunktion von Word. Es gibt das Bewusste und das Unbewusste. Wenn es ein Unterbewusstein gäbe, müsste es auch ein Oberbewusstsein geben. Wenn überhaupt, dann würde man ersteres wohl bei den Tieren und letzteres bei den Göttern finden. Aber das sind beides Glaubensfragen. Als tiefenpsychologisch ausgebildeter Psychotherapeut ist es mir ein Graus, dass offensichtlich immer weniger Menschen überhaupt etwas mit der Existenz des Unbewussten anfangen können. Kein Unterbewusstsein weiterlesen

Virale Gamifizierung

„Der Gegensatz zu Spiel ist nicht Ernst, sondern — Wirklichkeit.“ so Sigmund Freud 1907, was nicht notwendigerweise bedeuten muss, dass die Realität der Feind des Spiels ist. Die virtuelle Realität ist ja auch eine Realität, die nicht selten ziemlich verspielt daherkommt. Wenn ich mich mal wieder über das Suchtpotential von Computerspielen aufrege oder der ein oder anderen hyperrealistischen Kriegssimulation abspreche, überhaupt ein Spiel zu sein, muss ich den Spielverderber spielen. Gehört nun einmal zu meinem Job. Virale Gamifizierung weiterlesen