Der Mensch betrachtet und behandelt sich selbst längst wie ein Auslaufmodel. Er merkt es nur nicht, und das hat Methode. Diese Methode versteckt sich hinter einem einigermaßen ungeheuren Paradoxon. Einerseits werden wir nicht müde, den Menschen in seiner besonderen Stellung der Evolution zu demontieren und zum Tier zu machen. Andererseits arbeiten wir mit großem Eifer daran, uns gottgleich zu Schöpfern neuer technikbasierter Daseinsformen zu machen. Zwischen tierischen und transhumanistischen Lebensformen lassen wir die Menschheit implodieren.
Wenn wir alle Kulturen und Industrien, auf denen unsere Gesellschaften sich einmal mühsam errichteten, abgerissen haben, dann wird die letzte große Disruption den Menschen selbst treffen: Disrupting Mankind. Die digitalen Technologien, die sich industriell in der Robotik und biologisch in der Gentechnologie niederschlagen, machen es möglich. Diese technokratische Dreifaltigkeit setzt praktisch um, was der Mensch in seinem schwindenden Selbstverständnis längst geistlos vorbereitet hat, nämlich den Menschen vollkommen ersetzbar und damit überflüssig zu machen.
Diese Vorbereitung trifft uns von zwei Seiten. Wenn wir danach trachten, dem Menschen endgültig nachzuweisen, dass er nicht mehr als ein Tier ist, dann gehen wir ihm von der Vergangenheit her ans Leder. Und wenn wir davon ausgehen, dass wir in absehbarer Zeit den Menschen komplett in Algorhythmen verstehen, sezieren und replizieren können, dann lösen wir ihn von der Zukunft her auf. Zweifellos, der Mensch arbeitet daran sich, selbst abzuschaffen. Der Mensch ist es irgendwie leid, er selbst zu sein. Wer sich nicht mag, muss sich entweder depressiv selbst abwerten oder aggressiv alles kurz und klein schlagen. Zum Tier werden oder sich zum Gott aufschwingen. Der Mensch steckt offensichtlich in einer tiefen narzisstischen Krise.
Der Mensch als Tier oder als Roboter, am Ende läuft es auf dasselbe hinaus. Der Mensch, der einmal zwischen Naturgeschichte und Science Fiction gelebt hat und sich gerne selbst zu wichtig nahm, er ist im das Zeitliche zu segnen.