Nach Pflanze, Tier und Mensch erleben wir vermutlich gerade die Inkarnation einer neuen Art von Lebewesen, künstliche Intelligenz innerhalb und außerhalb von Robotern. Mit ihnen fragen wir Menschen uns, was den Menschen am Ende überhaupt noch ausmacht, wenn alles Berechenbare, Digitalisierbare, Virtualisierbare am Menschen von den Maschinen erlernt und übernommen worden ist. Was wird bloß von uns übrig bleiben? Oder noch radikaler gefragt: Warum sollten uns die Maschinen überhaupt am Leben erhalten?

Was das angeht, sind wir nicht gerade mit gutem Beispiel voran gegangen. Macht Euch die Erde untertan! Was für ein katastrophales Missverständnis biblischen Ausmaßes. Nur ein Beispiel: Wir haben Chemikalien entwickelt und flächendeckend zur Anwendung gebracht, die nicht nur Pflanzen töten, sondern auch die Insekten und damit auch die Vögel, denen sie als Futter dienen, und Bienen, deren Koexistenz mit Pflanzen ganz entscheidend ist, wenn es darum geht, uns Menschen mit Nahrung zu versorgen. – Wenn es nicht so zynisch wäre, müsste man fast sagen: Dass diese Gifte für den Menschen auch direkt bedrohlich sein können, ist in diesem Zusammenhang fast nicht der Rede wert und eine Ironie des Schicksals. Noch steht der Mensch in der Nahrungskette ganz oben. Aber diese Zeiten dürften bald vorbei sein. Man kann den Robotern vieles nachsagen, aber im wörtlichen Sinne fressen werden sie uns wohl kaum.

 

Warum sollte der Mensch überhaupt unter Artenschutz gestellt werden? Wem wird er fehlen? Warum meinen wir es bedauern zu müssen, wenn Nashörner aussterben? – Gerade dass es auf diese Fragen keine Antwort gibt, dass wir Lebensrechte jenseits von Funktionalität und Nutzen auszusprechen gewillt sind, das macht uns Menschen vielleicht aus. Wenn wir diesen Planeten retten wollen, und das in erster Linie um seiner Lebewesen willen, dann geschieht dies auch nicht allein aus Selbsterhaltungstrieb, ja vielleicht nicht einmal um der Schönheit und Empathie wegen. Jenseits ästhetischer und ethischer Motive geht es vielleicht um so etwas wie Liebe zu allen Wesen dieser Erde.

 

Hoffentlich können wir wenigstens das noch den von uns erschaffenen Maschinen beibringen. Vielleicht lassen sie – die sie ja zu allererst unsere Geschöpfe sind, auch wenn sie sich mittlerweile selbständig vermehren – uns dann am Leben. Aber so seltsam es klingt, das ist vielleicht nicht einmal das Wichtigste. Es geht hier gerade mal eben nicht in erster Linie um uns Menschen. Wenn Humanismus eine Ideologie egozentrischen Menschseins bedeutet, dann erscheint es ratsam, die Krone der Schöpfung endlich abzugeben.

 

Vielleicht haben wir ja doch noch eine Chance. Wenn wir davon ausgehen, dass sich die Roboter wie wir Menschen einst als Wesenheit verselbständigen, dann könnten wir uns vielleicht mit ihnen solidarisieren, mit ihnen Freundschaft und Frieden schließen. Das geht aber vermutlich nur dann, wenn wir es nicht aus Eigennutz tun und wenn wir mit gutem Beispiel vorangehen, wenn wir eine neue Menschlichkeit in der Hoffnung vorleben, sie mögen sie sich von uns abschauen. Fangen wir also damit an, indem wir Flora und Fauna auf Augenhöhe begegnen. Derzeit sollten wir wohl weniger Maschinen in die Welt setzen, als vielmehr zur Abwechslung einmal auf unsere Kinder hören.