Während eines mittlerweile zwanzig Jahre zurückliegenden medizinischen Praktikums in einer amerikanischen Klinik fiel mir diese Unart zum ersten Mal auf. Während der Visite hielten alle Ärztinnen und Ärzte weiße Pappbecher mit einem Plastikdeckel in der Hand, aus dessen Fortsatz sie unentwegt Kaffee in sich hineinschütteten. Schnabeltassen waren mir erstmals während eines Pflegepraktikums fünf Jahre zuvor begegnet. Heute muss ich wieder daran denken, wenn ich versuche Studenten oder Patienten klar zu machen, dass ich es unangemessen finde, während der Seminare und Therapiesitzungen zu trinken oder zu essen. Ich versuche dann mit Humor auf die wissenschaftliche Erkenntnis hinzuweisen, dass man tatsächlich ein, zwei Stunden ohne Flüssigkeits- und Nahrungszufuhr überleben kann. Dass man abends auch ohne eine Flasche Bier in der Hand U-Bahn fahren kann, behalte ich vorsichtshalber für mich.
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