moderne Nabelschnüre: Von Schnabelbechern und Smartphones

Während eines mittlerweile zwanzig Jahre zurückliegenden medizinischen Praktikums in einer amerikanischen Klinik fiel mir diese Unart zum ersten Mal auf. Während der Visite hielten alle Ärztinnen und Ärzte weiße Pappbecher mit einem Plastikdeckel in der Hand, aus dessen Fortsatz sie unentwegt Kaffee in sich hineinschütteten. Schnabeltassen waren mir erstmals während eines Pflegepraktikums fünf Jahre zuvor begegnet. Heute muss ich wieder daran denken, wenn ich versuche Studenten oder Patienten klar zu machen, dass ich es unangemessen finde, während der Seminare und Therapiesitzungen zu trinken oder zu essen. Ich versuche dann mit Humor auf die wissenschaftliche Erkenntnis hinzuweisen, dass man tatsächlich ein, zwei Stunden ohne Flüssigkeits- und Nahrungszufuhr überleben kann. Dass man abends auch ohne eine Flasche Bier in der Hand U-Bahn fahren kann, behalte ich vorsichtshalber für mich.

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old school: Der digitalen Bildungsoffensive zum Trotz

Der erbärmliche Zustand der Schulen in unserem Land fiel mir bereits als Kind unangenehm auf. Nicht nur mein Gymnasium sah ziemlich runtergekommen aus. Anstatt zu renovieren wurde ein Pavillon nach dem anderen angebaut. Auf dem Schulweg nachhause, vorbei an den öffentlichen Gebäuden und Geschäftshäusern der Stadt, dachte ich mir schon: Das sind wir Kinder unserer Gesellschaft also wert. Seit ich in meine Heimatstadt zurückgekehrt bin, muss ich feststellen, dass sich daran auch 25 Jahre später nichts geändert hat, ebenso wenig wie an dem beklagenswerten Zustand des Schulsystems selbst.

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digital divide: Eingeborene / Immigranten

Digital Natives und Digital Immigrants gegeneinander auszuspielen, geht gar nicht. Allein die Begriffe machen in diesem Zusammenhang schon wenig Sinn. Normalerweise bezeichnen wir Eingeborene nicht als fortschrittliche Avantgarde, sondern als ursprünglich, naturbezogen und im Zweifelsfalle rückständig. Und Immigranten sind im besten Falle Menschen, die sich – wenn man sie lässt – in die Lage versetzen, in zwei unterschiedlichen geographischen und kulturellen Lebensräumen zurechtzufinden. Wenn Migration gelingt, dann macht dies Menschen mental stärker, weil sich ihr Horizont weitet, weil sie sich in verschiedenen Sphären bewegen können, weil sie in der Lage sind, zwei Sprachen und Kulturen in sich zu vereinen. Diese individuelle Integrationsleistung kann aber nur gelingen, wenn Migration auf ein wohlwollendes Kollektiv stößt.  digital divide: Eingeborene / Immigranten weiterlesen